„Frühkindliche Bildung fördern – Arbeitsmarkt modernisieren – faire Chancen für Menschen mit Behinderung“
Julika Sandt, Sprecherin für Arbeit, Soziales, Familien, Frauen und Jugendliche, Menschen mit Behinderung

Eine gute Sozialpolitik ist nicht wie ein weiches Bett sondern wie ein Trampolin: Sie hilft Menschen, unabhängig vom familiären Hintergrund, Alter, Geschlecht oder einer Beeinträchtigung, individuell das Beste für sich zu erreichen. Das Ziel, gerechte Chancen zu schaffen, leitet meine Arbeit im Bayerischen Landtag.
Frühkindliche Bildung – also das spielerische Lernen vor der Einschulung – hat einen starken Einfluss auf Selbstsicherheit, Motivation und den weiteren Erfolg eines Kindes. Frühe Sprachförderung und Persönlichkeitsentwicklung ist der Schlüssel zur Chancengerechtigkeit. Eine gute und attraktive Erzieherausbildung ist Voraussetzung für eine hohe Qualität der frühkindlichen Bildung. Daher haben wir uns für die praxisnahe und vergütete Erzieherausbildung „OptiPrax“ eingesetzt. Diese wird nun landesweit eingeführt.
Starke Kinder
Durch die Corona-Krise wurden die frühkindliche Bildung und das soziale Leben der Kinder massiv eingeschränkt. Schon im Frühjahr 2020, als die Kitas schließen mussten, haben wir darauf hingewiesen, welche Nachteile dadurch für Kinder entstehen können und einen Stufenplan zur Wiedereröffnung der Kitas entwickelt. Erst mehrere Monate später hat die bayerische Staatsregierung große Teile unseres Plans übernommen. Die Corona-Politik der Regierung haben wir weiter kritisch begleitet. Viele unserer frühzeitigen Vorschläge, wie die Sicherstellung der Vorschule, die wissenschaftliche Untersuchung von Corona-Infektionen bei Kindern oder eine Fortsetzung der Förderung von Luftreinigungsgeräten in Kitas sind mittlerweile Realität.
Alle Kinder sollen in Sicherheit aufwachsen können. Deshalb habe ich ein Antragspaket zum Schutz der Kinder vor Gewalt und Missbrauch in den Landtag eingebracht. Wir fordern beispielsweise eine Expertenkommission, die dem Landtag regelmäßig berichtet, wo Handlungsbedarf besteht. Zudem plädieren wir für eine Ausweitung des Programms „Trau Dich“ auf alle bayerischen Schulen. Dieses befähigt Kinder, zu erkennen, wann Grenzen überschritten werden und an wen sie sich wenden sollten.
Flexible und faire Arbeitsbedingungen
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit ist eine moderne Arbeitsmarktpolitik. Schon vor der Corona-Krise habe ich flexible Arbeitszeiten und eine Dynamisierung der 450-Euro-Grenze gefordert. Die Krise hat offenbart, dass die alte Präsenzkultur nicht mehr zeitgemäß ist. Oft verhindert aber noch das fast 20 Jahre alte Arbeitszeitgesetz mehr Flexibilität. Viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber bewegen sich daher in rechtlichen Grauzonen. Wir wollen, dass das Arbeitsrecht flexiblere Arbeitszeiten und mehr Home-Office ermöglicht. Das sorgt nicht nur für selbstbestimmteres Arbeiten, sondern auch für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Weniger Fahrten ins Büro sind auch gut fürs Klima.
Jedes Jahr sorgen tausende Saisonarbeiter aus Osteuropa dafür, dass wir frisches regionales Obst und Gemüse bekommen. Im Frühjahr 2020 habe ich kritisiert, dass es in Bayern kaum Hygienekontrollen gab und die Staatsregierung Corona-Ausbrüche fahrlässig in Kauf genommen hat. Das hat gewirkt: Der Arbeits- und Gesundheitsschutz wird jetzt regelmäßig geprüft und alle wichtigen Informationen für Saisonarbeiter stehen mittlerweile in ihrer Muttersprache zur Verfügung.
Selbstbestimmt leben und arbeiten – ob mit oder ohne Behinderung
Auf dem Arbeitsmarkt brauchen auch Menschen mit Behinderung faire Chancen. Wir haben den Freistaat aufgefordert, barrierefreie Software vor allem für Menschen mit Sehbehinderung entwickeln zu lassen und die Lizenzen auch der Privatwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Dennoch ist für viele Menschen mit Behinderung die Arbeit in einer Werkstatt noch immer alternativlos. Jährlich schaffen gerade mal 0,1 Prozent der Beschäftigten den Sprung aus der Werkstatt auf dem ersten Arbeitsmarkt. Das ist viel zu wenig. Durch eine Beratung und Vermittlung direkt in den Werkstätten und bessere Instrumente für den Übergang wollen wir mehr reguläre Beschäftigung für Menschen mit Behinderung ermöglichen.
Bisher wohnen und arbeiten teilweise hunderte Menschen mit Behinderung in geschlossenen Systemen zusammen. Wir wollen die großen Einrichtungen der Behindertenhilfe umwandeln. Das haben wir in einem Antragspaket gefordert. Ziel ist, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten, lernen, wohnen und ihre Freizeit verbringen.Wahlfreiheiten müssen für alle Menschen zum Standard werden – unabhängig von einer Behinderung.