„Digital first, Schule neu denken“

Matthias Fischbach, Parlamentarischer Geschäftsführer, Sprecher für Bildung und Religion

Die Corona-Pandemie hat unser Bildungssystem völlig unvorbereitet getroffen. Bei der Umsetzung des notwendigen Distanzunterrichts entstanden zum Teil erhebliche Unterschiede hinsichtlich Qualität und Intensität. Kein Schüler sollte von hochwertigen, digitalen Unterrichtsangeboten ausgeschlossen sein. Deshalb fordern wir als FDP-Fraktion einen verbindlichen Rechtsanspruch auf ein digitales Endgerät für Schüler und Lehrer sowie ein Qualitätsgesetz für den Digitalunterricht, welches auch langfristig die Basis für bessere digitale Bildung sein soll.

Hier wollen wir als FDP-Fraktion die Bildung komplett neu denken. Wir sehen in der Corona-Krise auch eine Chance, um alte Strukturen aufzubrechen und langfristig und vorausschauend neue Impulse zu setzen. Denn ob Lehrermangel oder Digitalisierung, Hygiene- oder Testkonzept – Bayerns Schulpolitik hat nahezu jedes wichtige Thema verschlafen. Ergreifen wir also die Chancen aus der Krise. Unsere Schulen brauchen generell mehr Freiheit beim Einsatz moderner Konzepte und Methoden. Ich wünsche mir Freigestalter-Schulen mit angstfreier Innovationskultur. Und ich wünsche mir einen modernen, digital unterstützten Unterricht – in der Regel in Präsenz, aber eben nicht nur. Denn wir müssen die digitale Schulausbildung auf ein neues Level heben, um im internationalen Vergleich mithalten und bestehen zu können. 

Schulen digital fit machen

Jedes Kind hat ein Recht auf beste Bildung. Schon lange gibt es die Lernmittelfreiheit für analoge Schulbücher. Wir wollen sie auch für „digitale Schulbücher“, wobei wir uns darunter wesentlich mehr vorstellen, als nur ein PDF-Abdruck des alten Schulbuchs. Alle Schüler und Lehrer sollten mit einem eigenen Laptop oder Tablet ausgerüstet werden, deren Nutzung auch problemlos von zu Hause möglich ist. 

Die finanziellen Voraussetzungen hierfür sind gegeben. Den Kommunen stehen als verantwortliche Sachaufwandsträger der Schulen derzeit schon weit über eine Milliarde Euro aus Fördertöpfen von Bund und Land zur Verfügung, die aber nicht effektiv abgerufen werden. Mit unserem Gesetzentwurf wollen wir die zähe Förderbürokratie aufbrechen und durch den Grundsatz „Geld folgt den Schülern“ ersetzen. So ist gesichert, dass die Geräte vor Ort ankommen, eingerichtet, gepflegt und gewartet werden. 

Neben Ausstattung, Methoden und Digitalkompetenz der Lehrkräfte müssen sich aber auch Inhalte und Arbeitsweisen der Schulen strukturell ändern. Im digitalen Schulbuch liegt die Zukunft. Wir wollen interaktive und multimediale Inhalte, die den kompletten Lehrplan abdecken und modulbasiert aus den besten Angeboten ausgewählt werden können. So kann jede Schule individuell auf ihre Schüler optimal eingehen und sich auf ihre pädagogischen Stärken konzentrieren.

Lernlücken begegnen: 1.000 zusätzliche Lehrkräfte einstellen

Aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen in Schulen und Elternhäusern ist das Leistungsniveau der Schüler während der Krise leider immer weiter auseinander gedriftet. Wir müssen herausfinden, wo unsere Schüler stehen und versuchen, Lernlücken mit Intensivierungs- und Förderkursen zu füllen. Hierzu fordern wir eine großangelegte Einstellungsoffensive. Aktuell stehen noch gute Bewerber auf den Wartelisten: Mindestens 1.000 zusätzliche Lehrkräfte sollten wir als professionelle „Corona-Feuerwehr“ für die kommenden Jahre sichern. Wenn ab 2025 das neue G9 greift, werden wir sowieso eine Personalreserve für die zusätzliche Klassenstufe benötigen. Das wäre vorausschauende Politik.

Hilfe für Schüler: Krisen-Hotlines unterstützen

Zudem dürfen wir die negativen sozialen Auswirkungen der Pandemie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das Netz der staatlichen Schulberatung muss verstärkt und mit Hilfe digitaler Möglichkeiten einfacher zugänglich gemacht werden. Denn wenn es zu Hause kracht, haben Kinder Angst, eine Krisen-Hotline anzurufen. Wir brauchen deshalb digitale und niedrigschwellige Hilfsangebote wie Messenger-Dienste, auf die die jungen Menschen rund um die Uhr zurückgreifen können. Diese Funktion übernehmen aktuell private Angebote wie krisenchat.de in Eigenregie. Langfristig muss das gestützt und mit den schulischen Angeboten vernetzt werden.